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Produktlebenszyklus

Fangen wir bei der erfolgreichen Produkteinführung an. Das Produkt ist im Markt angekommen, die Verkäufe und Umsätze legen zu. Wir erinnern uns gerne an die schöne grüne Umsatzkurve mit Grüßen an den großen Mathematiker Carl Friedrich Gauß.

Anscheinend zufällig (wie immer) kommt der Chef gerade vorbei mit einem "Ach, wo ich dich gerade sehe...". Er lobt die gelungene Produkteinführung und erwähnt so nebenbei, dass es doch recht lange gedauert hat (hier dagegen zu argumentieren wäre zwecklos). Weniger nebenbei erwähnt er, dass wir kostenmäßig über Plan liegen, und wir sollten doch bis morgen Mittag eine Berechnung des Break-Even liefern. Selbstverständlich, machen wir, fangen gleich damit an (haben ja sonst nichts zu tun).

Zur Ehrenrettung des Chefs muss hier erwähnt werden, dass er natürlich Recht hat (wie fast immer). Ein Unternehmer muss wissen, wann für ein Produkt die aufgelaufenen Kosten der Entwicklung und Vermarktung durch Verkaufserlöse ausgeglichen werden. Genau diesen Zeitpunkt bezeichnet man als Break-Even-Point-  oder auf gut Deutsch als Kostendeckungspunkt oder Erreichen der Gewinnschwelle, auf gut Englisch auch RoI oder Return on Investment genannt.

Wir wissen ja bereits, dass die Umsatzkurve im gesamten Produktlebenszyklus recht spät zu steigen beginnt, nach der Produkteinführung im Markt. Aber es gibt auch Kosten. Und zwar von der Geburtsstunde an. Gerade während der Konzipierungsphase können die Kosten erheblich sein, zum Beispiel in der Automobilbranche. Deutlicher wird es, wenn wir die Kosten und Umsätze über die Zeit aufsummieren. Das nächste Bild veranschaulicht es:

 Produktmanagement-Produktlebenszyklus-Bild2

Bild: Produktmanagement - Produktlebenszyklus - Break-Even-Point

Für den versierten Produktmanager ist ein Kinderspiel, den Break-Even-Point zu berechnen:

  • Die aufgelaufenen Entwicklungskosten liefert der Product Owner.
  • Die zukünftig erwarteten Entwicklungskosten entnehmen wir dem letzten Business Plan.
  • Die bereits erzielten und erwarteten Umsatzerlöse ziehen wir aus der Schublade.
  • Die Umlage für die Vermarktungskosten nicht vergessen.
  • Den Rest macht Excel.


Das ganze in eine E-Mail gepackt und ab mit besten Grüßen an den Chef (prompt kommt ein Smiley zurück).

Etwas ärgert uns noch die Anmerkung des Chefs, dass die Produkteinführung recht lange gedauert hat. Sollte uns aber nicht, denn wir haben alles richtig gemacht (hat der Chef natürlich auch so gesehen).

Welche Optionen hätte es denn gegeben? Option #1 ist, an der Funktionalität für die erste Produktversion zu sparen. Dieses Thema hatten wir bereits im Beitrag "Der Produktlebenszyklus". Das Produkt wäre bei den Kunden nicht gut angekommen und hätte ein schlechtes Image bekommen. Die Umsatzkurve verläuft dann ganz anders. Der Break-Even-Point schiebt nach hinten.

Option #2 ist, die Konzipierung und Entwicklung des Produkts etwas weniger gründlich zu machen. Da und dort ein bisschen quick and dirty. Klar, da hätten wir einiges an Zeit für die Produkteinführung sparen können. Aber das große Erwachen wäre bald gekommen. Ein solches Vorgehen rächt sich zu späterer Stunde. Es führt zu Designfehlern und Schwächen in der Architektur. Es ist dann nur eine Frage der Zeit, bis nachgebessert werden muss, und häufig wird es ein aufwändiges Redesign sein. Nun verläuft die Kostenkurve anders. Der Weg zum Break-Even-Point kann lang sein.

Autor:
Alfred Ressenig ist Referent des früher bei MicroConsult angebotenen Trainings "Mit Produktmanagement zum modernen Unternehmen" und bringt 18 Berufsjahre als Produktmanager in namhaften internationalen Technologieunternehmen mit.

 



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