Der Produktlebenszyklus
Nehmen Sie ein Produkt in die Hand. Irgendeines. Etwas, das Sie gerade greifbar haben. Kaffeetasse, Kugelschreiber, Computermaus. Egal. Und jetzt schließen Sie die Augen und werden sich bewusst, dass genau dieses Produkt, das Sie gerade in der Hand halten, eine lange Geschichte erzählen kann. Seine eigene Lebensgeschichte:
Irgendwann vor einiger Zeit hatte ein findiger Kopf eine Idee für genau dieses Produkt. So und so könnte es aussehen, so und so könnte es funktionieren, so und so viel könnte es kosten, so und so könnten Kunden es finden, die es kaufen. Und das Produkt hatte auch Glück. Der findige Kopf fand einen mächtigen Manager, dem die Idee gefiel, der Geld in die Hand nahm und die Entwicklung des Produkts genehmigte.
Genau so beginnt ein jedes Produktleben. Es hat seine eigene Geburtsstunde, wird von der Idee zum Konzept und vom Konzept zum Prototyp. Dieser wandert durch viele fachkundige Hände, wird da und dort angepasst und häufig auch noch grundlegend geändert, bis schlussendlich das Produkt fertiggestellt ist und an Kunden verkauft werden kann.
Wenn es endlich so weit ist, dass das Produkt im Markt eingeführt wird, hat es schon einen weiten Weg hinter sich. Erfolgreiche Produkte haben auch noch einen weiten Weg vor sich. Es interessieren sich erste Kunden, das Produkt wird bekannter, es finden sich mehr Kunden, das Produkt verkauft sich gut, die Nachfrage steigt und steigt. Der Preis passt, die Qualität passt. Umsätze steigen rasant, die Gewinnmarge ist vorzüglich. Das Produkt wird stets verbessert und die Erfolgsgeschichte geht weiter.
Bis der Höhepunkt der Verkaufszahlen erreicht ist und die Umsätze zu sinken beginnen. Das kann viele Gründe haben – der Markt ist gesättigt, die Konkurrenz hat ein besseres Produkt oder neue Technologien erobern den Markt. Von nun an geht es bergab. Das Unternehmen macht immer noch sehr gute Geschäfte (Stichwort „Cash Cow Modus“), aber das Ende des Produkts in den Regalen der Läden zeichnet sich ab.
Irgendwann ist es soweit, das Produkt wird aus dem Markt genommen. Es kann käuflich über den Handel nicht mehr bezogen werden. Für den Hersteller des Produkts gilt es noch, gewissen Verpflichtungen nachzukommen z.B. aus Wartungsverträgen. Eines Tages hat dann die letzte Stunde geschlagen. Die Verpflichtungen laufen aus, die Bücher werden geschlossen. Der Lebenszyklus unseres Produkts ist für den Hersteller beendet.
Sie können nun Ihre Augen wieder öffnen. Kehren wir in die Realität zurück und betrachten wir die acht Phasen des Produktlebenszyklus gemeinsam mit der Umsatzkurve über die Zeit:
Bild: Produktmanagement - Produktlebenszyklus
Es fällt auf, dass die Umsatzkurve erst recht spät zu steigen beginnt. Klar, es kann keine Umsätze geben, bevor das Produkt im Markt eingeführt wird. Je früher desto besser, werden Sie sagen. Nein, stopp! Das stimmt nicht. Wenn ein Produkt zu früh in den Markt eingeführt wird, richtet es mehr Schaden an als es Nutzen bringt. Das Produkt ist noch nicht ausgewogen. Es ist zu wenig getestet und voller Kinderkrankheiten.
Der Preis entspricht nicht der Leistung und schon gar nicht der Kundenerwartung. Kunden, die es kaufen, werden enttäuscht sein. Sie werden ihre Enttäuschung kommunizieren. Das Internet bietet umfangreiche Möglichkeiten dafür. Tester, die es testen, werden eine vernichtende Bewertung abliefern. Das Produkt erhält ein negatives Image. Der Wagen ist in den Treibsand gefahren und steckt hoffnungslos fest. Gescheiterte Produkteinführungen gibt es massenhaft. Beispiel gefällig? Windows 8 ist ein Lehrbeispiel. Google findet zahlreiche weitere Fälle.
Ein Produkt von der Idee zur Produkteinführung zu bringen ist eine enorme Herausforderung. Insbesondere bei großer Komplexität in Funktionalität, Technologien und dem Marktumfeld, wie sie in Embedded-Systemen angetroffen werden. Den richtigen Zeitpunkt für die Produkteinführung zu bestimmen und erfolgreich umzusetzen ist die Krönung der Aufgabe.
Bei einer Produkteinführung muss man vieles richtig und kann alles falsch machen. Überlassen Sie nichts dem Zufall. Setzen Sie auf Professionalität. Übergeben Sie die Verantwortung für diese Aufgabe Ihrem Produktmanagement. Unser erster Artikel "Modernes Produktmanagement für Embedded-Systeme" nennt stichhaltige Gründe, warum Sie so vorgehen sollen.
Autor:
Alfred Ressenig ist Referent des früher bei MicroConsult angebotenen Trainings "Produktmanagement: Anwendung für Embedded-Systeme" und bringt 18 Berufsjahre als Produktmanager in namhaften internationalen Technologieunternehmen mit.
Training & Coaching zu den Themen unseren Portfolios finden Sie hier.
Fachwissen zu den Themen unseren Portfolios finden Sie hier.
Unsere Inhalte vermitteln wir Ihnen sowohl in Präsenz- als auch Live-Online-Trainings.
Ihr Ansprechpartner bei MicroConsult
Remo Markgraf
Tel. +49 89 450617-36
r.markgraf@microconsult.com