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Zephyr – Die flexible Open-Source-Lösung für kleine Embedded-Systeme

Mit dem Echtzeit-Betriebssystem (RTOS) Zephyr steht Entwicklern eine vielseitige Open-Source-Alternative zur Verfügung, die für kleine Systeme optimiert ist. Anders als Linux, das für leistungsstarke Systeme gedacht ist, eignet sich Zephyr besonders für Mikrocontroller-basierte Anwendungen, bei denen Speicher und Rechenleistung begrenzt sind. Womit überzeugt Zephyr im Einzelnen?

Linux stößt an Grenzen, wenn es auf kleinen Mikrocontrollern eingesetzt wird, die wenig RAM und Flash-Speicher bieten. Selbst die einfachsten Linux-Implementierungen benötigen mindestens 4 MB RAM, was bei typischen Mikrocontrollern oft nicht verfügbar ist. Genau hier spielt Zephyr seine Stärken aus: Mit einer minimalistischen und anpassbaren Architektur ist es für Systeme mit begrenzten Ressourcen optimiert und bietet die grundlegenden Funktionen eines RTOS – ohne den großen Speicherbedarf von Linux.

Ein Betriebssystem, das nur aus einem einzigen ausführbaren Modul besteht

Zephyr kann auf einer breiten Hardwarebasis, von kleinen Mikrocontrollern bis hin zu komplexen Systemen, betrieben werden. Über ein konfigurierbares Menü lassen sich Treiber, Bibliotheken und Benutzeranwendungen anpassen. Dabei besteht das gesamte Betriebssystem aus einem einzigen ausführbaren Modul, was eine besonders effiziente Nutzung der Systemressourcen erlaubt.

Ein zentraler Vorteil der Architektur ist das flexible Scheduling: Zephyr bietet ein „Priority-Based Preemptive Scheduling„, bei dem Tasks mit höheren Prioritäten jene mit niedrigeren unterbrechen. Ergänzend können Entwickler auf verschiedene Prioritätsbereiche zugreifen, die sich durch zusätzliche Feineinstellungen, wie kooperative Threads und präemptive Prioritätsklassen, noch weiter individualisieren lassen.

Prioritaetsband

Bild 1: In dem vom Scheduler unterstützten Prioritätsband gibt es konfigurierbare Bereiche für unterschiedliche Threadtypen.

Effiziente Speicherverwaltung verhindert Übergriffe zwischen Threads

In einem System, das mehrere Threads gleichzeitig verarbeitet, ist eine zuverlässige Speicherverwaltung unerlässlich. Zephyr verwendet eine Memory Protection Unit (MPU), die den Threads nur den jeweils benötigten Speicherbereich zuweist und so Übergriffe zwischen Threads verhindert. Diese Architektur bietet Entwicklern Flexibilität und Sicherheit zugleich.

Memory Layout Beispiel

Bild 2: Beispiel für ein Memory-Layout mit zwei Threads, Kernel- sowie Userspace-Heap. Im Vergleich zur Bildschirmausgabe (Bild 3) wurden die restlichen Threads der Übersichtlichkeit wegen weggelassen.

 Threads und Stacknutzung Bild 3: Übersicht über die vorhandenen Threads und deren bislang maximale Stack-Nutzung

Zephyr ist ideal für energiearme, langlaufende Anwendungen

Zephyr unterstützt sowohl periodische Timer-Events als auch eine ticklose Architektur, die eine noch feinere Steuerung der zeitlichen Auflösung erlaubt. Ein System mit aktiviertem „Tickless-Kernel“ generiert Ereignisse ereignisgesteuert, was den Overhead durch periodische Ticks minimiert und die Energieeffizienz steigert. Entwickler können so Zephyr für Systeme mit extrem niedriger Taktfrequenz anpassen – ideal für energiearme, langlaufende Anwendungen.

Beispiel aus Build-Vorgang

Bild 4: Beispiel aus einem Build-Vorgang

„West“ erleichtert Konfigurations und Debugging

Das Meta-Tool „West“ erleichtert Entwicklern den gesamten Prozess der Konfiguration, Erstellung und Fehleranalyse in Zephyr. Das Tool ermöglicht nicht nur die Verwaltung der Quellcodes, sondern unterstützt auch beim Erstellen komplexer Systemkonfigurationen und beim Debuggen.

Geräteunterstützung und Wiederverwendbarkeit durch Device Trees

Zephyr setzt auf ein durchdachtes Device-Tree-System, das eine hohe Wiederverwendbarkeit von Hardwarebeschreibungen ermöglicht. Entwickler können ihr System so an unterschiedliche Mikrocontroller und Boards anpassen, ohne jedes Mal eine neue Konfiguration schreiben zu müssen.

Fazit: Zuverlässig und für viele Embedded-Projekte skalierbar

Zephyr ist mehr als eine abgespeckte Linux-Variante: Es ist ein modernes, eigenständiges Echtzeitbetriebssystem, das für kleine Embedded-Systeme ausgelegt ist und Entwicklern Flexibilität, Effizienz und Anpassungsfähigkeit bietet. Das RTOS stellt somit eine attraktive Wahl für Entwickler dar, die nach einer Open-Source-Lösung suchen, die zuverlässig und für viele Embedded-Projekte skalierbar ist.

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Veröffentlicht von

Andreas Klinger

Andreas Klinger

Andreas Klinger ist selbständiger Trainer und Entwickler und hält seit vielen Jahren bei MicroConsult Trainings rund um das Thema Embedded-Linux. Seit Abschluss des Studiums der Elektrotechnik im Jahre 1998 arbeitet er im Bereich der systemnahen Softwareentwicklung mit den Schwerpunkten Kernel-Treiber, Embedded-Linux und Echtzeit. Als Spezialist für Linux beschäftigt er sich mit dem internen Aufbau des Kernels, den Systemmechanismen sowie vor allem mit deren Einsatz in Embedded Systemen. Contributor zum Linux-Kernel und anderen Open-Source-Projekten. ESE-Kongress-Referent 2008 bis 2023; ausgezeichnet mit dem Speaker-Award in 2011, 2014 und 2018.