Anforderungen erfassen und verwalten ist ein wesentlicher Schlüssel zu erfolgreichen Projekten. Egal ob im klassischen oder agilen Prozessumfeld – professionelles Requirements Engineering und Management für Embedded- und Echtzeitsysteme verkürzt Ihre Projektlaufzeiten und spart Entwicklungs- sowie Wartungskosten ein. Stellen Sie sich dieser Herausforderung!
Nach der Definition der Anforderungen mithilfe einer Checkliste im 1. Teil und der Gestaltung der Prozesse im 2. Teil lesen Sie nachfolgend, wie Sie Anforderungen beim Requirements Engineering und Management verwalten, verfolgen und verlinken und wie Sie die Tools dazu auswählen und etablieren.
Anforderungen wiederverwenden
Insbesondere in Unternehmen, in denen Sie immer gleiche oder ähnliche Produkte entwickeln, bietet sich die Wiederverwendung von Anforderungen an. Dabei ist eine Möglichkeit der Minimal-Plattformgedanke: die für alle Produkte gleichen Anforderungen als Plattformanforderungen zu separieren und im individuellen Produktanforderungsset zu referenzieren. Eine Alternative dazu ist der Maximal-Plattformgedanke. In der Maximalplattform sind alle Anforderungen für eine Produktgruppe enthalten. Für neue Produkte aus dieser Gruppe referenzieren Sie die entsprechend gültigen und versionierten Anforderungen.
Anforderungen parametrieren
Auch im Kontext der Anforderungswiederverwendung können Sie den Anforderungstext mit Variablen und Einheiten besetzen, deren Werte Sie produktindividuell in den Parameterlisten anpassen, z.B. die maximale Leistungsaufnahme Pmax in Watt.
Anforderungseigenschaften (Properties / Attribute) definieren
Statten Sie Anforderungen mit Eigenschaften aus, von denen Sie einen Nutzen haben. Manchmal ist weniger mehr. Neben der einzigartigen ID (z.B. REQ-EMB-SW_000001) zur Identifikation und Referenzierung, sollte jede Anforderung auch einen Status (z.B. in Bearbeitung / freigegeben / umgesetzt / getestet) besitzen. Alle Eigenschaften sollten Sie pflegen, sonst haben diese keinen Nutzen für den Prozess.
Bild 4a: Beispiele möglicher Anforderungseigenschaften
Bild 4b: Beispiele möglicher Anforderungseigenschaften
Versionierung von Anforderungen etablieren
Die Version als Eigenschaft der Anforderung erlaubt es Ihnen, die Entstehung nachzuverfolgen und Anforderungen zukünftig evolutionär weiterzuentwickeln.
Baselining / Releases für Anforderungen etablieren
Zu einem definierten Zeitpunkt im Projektablauf halten Sie die aktuelle Reife der Anforderungen zur weiteren Umsetzung fest.
Bidirektionale Traceability über alle Entwicklungsschritte etablieren
In den für sicherheitskritische (Safety) Systeme gültigen Standards ist die bidirektionale Traceability (Verlinkung) zwischen Anforderungen über die Umsetzung bis hin zum Test-Case meist gefordert. Dies über verschiedene Entwicklungsdomänen und deren unterschiedliche Tools zu schaffen ist dabei die wesentliche Herausforderung ⇒ Toolintegration, Standards wie ReqIF und STEP unterstützen dabei.
Templates für Artefakte bereitstellen
Stelle Sie für die Artefakte im Prozess Templates bereit. Damit erreichen Sie, dass die gleichen Artefakt-Typen (z. B. Requirements Specification) immer gleich aussehen und erhöhen so das Verständnis. Durch die vorgegebenen Inhalte übersehen Sie keine Punkte, die zu bearbeiten sind. Für viele Artefakt-Typen gibt es heute bereits Standards.
Requirements Management Tools
Text vers. Application/Product Lifecycle (A/PLM) Tools evaluieren
Grundsätzlich müssen Sie bei Tools die Entscheidung zwischen rein textverarbeitenden oder datenbankorientierten Tools treffen. Die Komplexität Ihrer Produkte wird weiterhin steigen. Je mehr Anforderungen und andere Artefakte Sie managen müssen, desto besser unterstützen Sie dabei datenbankorientierte Tools.
Tool anforderungsbasierend auswählen
Es gibt nicht das beste Tool am Markt. Es gibt höchstens das Tool am Markt, das Ihren Bedarf und Ihre Toolanforderungen am besten erfüllt. Denken Sie bei der Toolauswahl an die folgende Reihenfolge: erst der Mensch, dann die Methode und dann das Tool! Die Toolauswahl sollte keine firmenpolitische Entscheidung sein.
Tool integrieren, testen und schulen
Integrieren und testen Sie das ausgewählte Tool vor Projektbeginn. Um einer möglichen Ablehnung des Tools durch die Anwender entgegenzuwirken, sollten diese vor der Nutzung eine Schulung erhalten.
Tool in täglicher Arbeit etablieren
Etablieren Sie das Tool über mehrere Abteilungen hinweg. Auch hier ist ein kontinuierlicher Lern- und Verbesserungsprozess zu leben.
Resümee
Bei jedem einzelnen Checklisten-Punkt* müssen Sie für sich den dazugehörigen Nutzen im Verhältnis zum Umsetzungsaufwand abwägen. Die besten Punkte für Sie sind die mit hohem Nutzen bei geringem Umsetzungsaufwand.
*Die Requirements Engineering und Management Checkliste steht für Sie als PDF hier zum Download bereit.
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Erfahren Sie im Seminar, wie Sie die Qualität von bereits bestehenden Anforderungen bewerten und verbessern, einen Requirements-Prozess in Ihrer Firma einführen, bewerten, optimieren, verstehen und ihn leben und zudem fundierte Tool-Entscheidungen zur Verwaltung von Anforderungen treffen können.
Teil 1 dieser Reihe beleuchtet das Definieren der Anforderungen; in Teil 2 erfahren Sie alles über Prozess, Vorgehen, Methode beim Requirements Engineering und Management.
Weiterführende Informationen
MicroConsult Fachwissen zum Thema Prozessmanagement
MicroConsult Training & Coaching zum Thema Prozessmanagement
Seminar: Requirements Engineering und Requirements Management
Mehr lesen:
Teil 1: Anforderungen – Eine Checkliste zur Reife?
Teil 2: Prozess, Vorgehen, Methode beim Requirements Engineering und Management
Beitragsbild: Adobe Stock