Denkanstöße 10 - Spielräume für Ideenwürfler
Leider ist der Würfel in unserem Kopf oft sehr einseitig abgenutzt und fällt gerne immer wieder auf dieselben Ideen und Gedankenmuster. Im Gegensatz zum regulären Glücksspielwürfel ist das zwar zulässig, aber nicht unbedingt wünschenswert.
Wenn wir gemeinsam mit anderen Ideen würfeln, kommt es jedoch vor, dass ein abgenutzter Würfel mit einem anderen zusammenstößt und so auch einmal auf eine völlig ungewohnte Seite fällt. „Da wäre ich nicht im Traum darauf gekommen“, hören wir dann. „Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf“, vor allem aber, wenn vorher das Oberstübchen ein wenig aus den gewohnten Bahnen geworfen wurde. Und das klappt am besten mit dem gemeinsamen Ideenwürfeln.
Jeder Mensch hat seine eigenen „Ideenwürfel“ im Kopf. Leider fallen sie immer gerne auf dieselben Lösungsmuster.
Kleine Statistikwiederholung: Ein Würfel liefert 6 verschiedene Zahlen, zwei Würfel liefern schon 6 mal 6, also 36 verschiedene Zahlen, drei Würfel 6 mal 6 mal 6, das ergibt immerhin 216 verschiedene Zahlen, usw. Sicherlich lässt sich diese einfache Algebra nicht eins zu eins auf unsere Köpfe anwenden, doch prinzipiell wirken ähnliche Multiplikationseffekte.
Rein statistisch gesehen steigt die Wahrscheinlichkeit für neue Ideen schon alleine durch die Kombination alter Ideen aus verschiedenen Köpfen. Dieses Ideenrecycling wird durch die ausgeprägte Assoziationsfähigkeit des Menschen begünstigt und kann erstaunliche Ergebnisse liefern.
Hinzu kommt ein weiterer Effekt: Je angenehmer die Gesellschaft, desto kreativer und vielfältiger die Ideen. Der Mensch ist, was das Ideenwürfeln betrifft, von Natur aus ein Gesellschaftsspieler. Das hat gute Gründe. Da wir mit einem weitgehend unprogrammierten Gehirn auf die Welt kommen, sind wir von Anfang an darauf angewiesen, uns möglichst intensiv mit unseren Eltern und anderen Menschen unseres Vertrauens auszutauschen. Da dieser Ideenaustausch lebenswichtig ist, wird er sogar durch spezielle Glückshormone belohnt. Gesellschafts- Ideen-Würfeln macht also nicht nur schlauer, sondern auch noch glücklich.
Warum sind dann so viele Softwareentwickler Alleine-Ideen-Würfler und Solo-Grübler, frage ich mich verwundert. Wann haben sie das Ideenwürfeln mit anderen verlernt oder aufgegeben? Wurde es ihnen im Wettbewerb um Schulnoten, Studien- und Arbeitsplätze aberzogen? Wurden sie zu häufig für eine spontane, aber wenig durchdachte Idee mit einem mitleidigen Lächeln bestraft? „Also Herr Schlaumeier, bevor Sie noch mal mit solch unausgegorenem Schwachsinn rausplatzen, machen Sie eine Marketingstudie, einen Businessplan und eine Wirtschaftlichkeitsberechnung“. Haben sich andere immer wieder mit ihren Federn geschmückt?
Doch ist es ein Grund, auf Spaß zu verzichten, nur weil andere Spielverderber sind? Suchen Sie doch einfach Teams und Firmen, die SPIEL-Räume für Ideenwürfler bereitstellen und das Spiel mit den Ideenwürfeln fördern. Oder beginnen Sie einfach, andere dafür zu begeistern. Techniken zur Förderung kreativer Teamarbeit wie Brainstorming, Brainwriting, Kopfstandmethode, Metaplan-Methode oder Mindmapping sind schon lange bekannt und erprobt. Geübte Moderatoren helfen gerne dabei, diese oder andere Methoden einzuführen. Doch es muss nicht unbedingt gleich eine formalisierte Methode sein. Oft bringt die gemeinsame Kaffee- oder Mittagspause erstaunliche Impulse. Flipcharts oder Tafeln, an denen Ideen spontan gemeinsam entwickelt werden können, sind wichtige Kristallisationspunkte, die in keinem Büro fehlen sollten.
Es braucht nicht viel zum Ideenwürfeln. Es fehlt meist nur an der Bereitschaft, das Spiel zu wagen. Aber Vorsicht! Ideenwürfeln kann süchtig machen.
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Ich freue mich auf Ihre Denkanstöße unter denkanstoss@microconsult.de.
Peter Siwon
Experiment: Ideenquelle Perspektivenwechsel
Das folgende Experiment zeigt Ihnen, wie viel es bringen kann, wenn Sie die Welt zusammen mit anderen Menschen oder mit den Augen anderer Menschen betrachten.
- Schreiben Sie alle Verwendungsmöglichkeiten einer Zeitung auf einen Zettel.
- Bilden Sie mit Kindern, Partnern oder Kollegen eine Ideenwürfelgruppe und sammeln Sie alle Ideen, die Ihnen gemeinsam dazu einfallen.
- Jetzt durchleben Sie mit dieser Gruppe gedanklich einen 24-Stundentag (Arbeitstag, Freizeit) und überlegen, in welchen Situationen die Zeitung, auch als Ersatz für andere Dinge, eingesetzt werden könnte.
- Versetzen Sie sich in den Tagesablauf anderer Menschen (Obdachloser, Künstler, etc.).
- Wenn Sie Lust haben, können Sie das gleiche Spiel auch mit Wäscheklammern, Haushaltsgummis oder was immer Ihnen einfällt wiederholen.
Ist es nicht erstaunlich, wie vielfältig sich so einfache Dinge einsetzen lassen?